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Wie grün sind Green Investments?

Sein Geld nachhaltig anlegen ist im Trend, oft heißt es Green Investments, und wird von Banken, Fonds und Co. beworben. Doch wie tappt man nicht in die Greenwashingfalle?

Georg Sander

Zunächst ist es wichtig, der Frage nachzugehen, was überhaupt Green Investments sind. Woran bemisst sich Nachhaltigkeit? Die Definitionen sind auf jeden Fall unterschiedlich. Manche Fonds werben beispielsweise damit, keine Anlagen bei Alkoholherstellern zu haben – hierbei könnte diskutiert werden, inwiefern das nachhaltig ist oder nicht. Oder: Ist Wasserkraft, gewonnen aus einer riesigen Talsperre, tatsächlich ökologisch sinnvoll? So einfach ist die Sache eben nicht.

Seit 2015 gibt es ein Anzeichen für nachhaltige Investements, das sogenannte FNG-Siegel. Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- & Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung wie sie im weltweit anerkannten UN Global Compact zusammengefasst sind. FNG kommuniziert: „Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds explizit auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert werden. Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung sind tabu. Hochwertige Nachhaltigkeits-Fonds, die sich in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Impact“ (Titelauswahl, Engagement und KPIs) besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne.“

Was also tun?

Wie kann man sich als KonsumentIn also sicher sein, dass ein Fonds, Green Investments, in den oder die man investiert, auch tatsächlich nachhaltig ist? Im Endeffekt geht es um Information und Abwägung. Nicht alles, was grün aussieht, ist es auch. Das nachzuvollziehen ist mitunter schwierig. Denn: Atomkraft gilt oft als nicht nachhaltig, im Vergleich zu Erdöl hätte es aber die Nase vorne. Den Spagat zwischen Greenwashingfalle, einer ökosozialen Herangehensweise, das ist nicht leicht. Doch in der Branche arbeiten Menschen, und Menschen im Finanzsektor haben vermutlich in ähnlichem Ausmaß ein Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Zeit, wie die gesamte Gesellschaft: Manchen ist es egal, andere pfeifen drauf, wieder andere sind engagiert. Ein vordergründig positives Beispiel: Allianz Österreich. “Wenn es um die Klimawende geht, ist unser Kapital unser wichtigster Hebel. Deshalb investieren wir in Bereiche, die Zukunft haben und Zukunft schaffen, wie zum Beispiel erneuerbare Energien oder den Gesundheitssektor, und lassen unseren Fortschritt jährlich überprüfen“, sagte Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich, neulich in einer Aussendung „So möchten wir auch nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft hinterlassen.“ Das Unternehmen kooperiert mit dem WWF. „Um den nachhaltigen Umbau unserer Wirtschaft proaktiv voranzubringen, braucht es ein zukunftsfähiges Finanzsystem. Das erfordert Finanzmarkt-Player, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und sich der Herausforderung stellen, Nachhaltigkeit umfassend im Kerngeschäft zu implementieren“, erklärt Andrea Johanides, Geschäftsführerin der Umweltorganisation WWF Österreich. „Es ist höchste Zeit, das Potenzial nachhaltiger Finanzströme zu nutzen. Dafür müssen Finanzunternehmen rasch regulatorische Vorgaben umsetzen und die Politik zur Schaffung von weiteren Rahmenbedingungen auffordern.“

Neue Regulatorien für Green Investments

Das ist gewissermaßen passiert. Als neuer Schritt in diese Richtung ist die seit dem 10. März 2021 gültige EU-Offenlegungsverordnung zu werten. ESG steht hier als Abkürzung für den Standard nachhaltiger Investments (Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister sind nun verpflichtet, Kunden über nachhaltige Produkte zu informieren. Anfang 2022 werden die Regeln verschärft. Dann müssen Dienstleister KundInnen aktiv fragen, ob ESG-Kriterien in der Anlage berücksichtgen wollen. Lautet die Antwort Ja, dann dürfen auch nur Wertpapiere angeboten und verkauft werden, die dies berücksichtigen. Die Mehrzahl der rund 10.000 in Österreich erhältlichen Papiere erfüllt dies nicht. Wie der ‘Trend’ schreibt, erfüllen rund zwei Drittel die Nachhaltigkeits-Kriterien (ESG-Kriterien) nicht. Diese Kriterien sind nämlich nicht taxativ, sondern kumulativ zu erfüllen. Sprich: Nur wer alle erfüllt, ist tatasächlich nachhaltig. Der Druck geht hier durchaus von der KonsumentInnenseite aus. Gemäß einer Analyse des Fachverbands der Finanzdienstleister würde ein Drittel der KundInnen niedrigere Rendite in Kauf nehmen, wenn diese nachhaltig wären. Der ‘Trend’ attestiert übrigens weiters, dass die die ESG-Kriterien erfülllenden Anlageinstrumente „klassischen“ Anlagen punkto Rendite um nichts nachstehen.

Keine absolute Verpflichtung

Demnach dürften in Zukunft nachhaltige Anlagen zunehmen. Auch Diskussionen, ESG-Anlagen KESt-frei zu stellen, dürften dem einen Push verleihen. Allerdings: Noch müssen sich eben die KundInnen quasi vorinformieren, weil es keine absolute Verpflichtung gibt. Und in die Unternehmen selbst reinschauen kann auch niemand – die Frage, ob eine Anlage wirklich bis zum letzten Punkt einer Wertschöpfungskette tatsächlich nachhaltig ist, muss demnach also offen bleiben. Es kommt allerdings Bewegung in die Thematik hinein und das sogenannte Greenwashing wird zunehmend schwieriger. Am Ende scheint es auch so, dass Kapital das macht, was es immer macht: Es bewegt sich dorthin, wo es das beste Geschäft gibt. Denn auch für vordergründig nachhaltiges Wirtschaften gilt: Wachstum ist begrenzt. Das sollten vor allem die politischen EntscheidungsträgerInnen mit bedenken. Denn ohne dieser Grunderkenntnis, wird es bei einem ungesunden Wachstum bleiben, auch wenn dieses ein grünes Mascherl bekommt.

Fotocredit: Georg Sander

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