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Die wahren Kosten der Lebensmittel

Ein Schnitzerl um ein paar Euro? Kebab für 2,50? Die wahren Kosten der Lebensmittel sind zumeist viel höher als das, was wir zahlen.

Von Georg Sander

ForscherInnen der Universitäten Augsburg und Greifswald wagten jüngst ein Experiment, gemeinsam mit einem Supermarkt. Dort wurden zwei Preise angegeben: Der tatsächliche Preis, den die KundInnen an der Kassa zu bezahlen hatten sowie eine Berechnung, die die ökologischen und sozialen Folgen miteinberechnet. Das Ergebnis erscheint alarmierend, müssten doch die meisten Produkte teurer sein.

So müsste etwa ein Apfel sechs Prozent, Tomaten zwölf und Bananen 19 Prozent teurer sein. Noch gravierender sind die Unterschiede bei tierischen Produkten. Ein Goudakäse etwa müsste nach den Berechnungen 88 (!) Prozent teurer sein und ein Kilogramm Faschiertes ganze 173 Prozent. Wer glaubt, Biofleisch wäre viel besser, wird eines besseren belehrt: Das müsste ebenfalls 126 Prozent teurer sein als es ist, wenn alle Folgekosten miteinberechnet würden.

Komplexe Berechnung

Welche Fragen fließen hier mit ein? Umweltschädigende Faktoren wie CO2- und Stickstoffemissionen? Die verbrauchte Energie, die Folgen der Überdüngung? Und was ist mit sozialen Kosten wie Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit? Wie lassen sich Faktoren wie diese zahlenmäßig eingrenzen? Das erklärt foodunfolded.de auf der eigenen Website. Der Gedankengang erscheint logisch: Wenn ich ein Produkt “ab Hof” kaufe, dann fallen keine Lieferkosten an, die trage ich selber. Mit Transport zum Großhändler, zu einem Verteilerzentrum in einen Supermarkt addieren sich die Kosten dazu, auch wenn es durch hohe Stückzahlen zu Reduktionen kommen kann.

Bei diesem Prozess, etwa vom Waldviertel Richtung Wien, fallen logischerweise Umweltkosten an, etwa durch den Transport mit Diesel-betriebenen LKWs. Legen die Produkte längere Wegstrecken zurück, dann steigen diese Kosten. Handelt es sich um Produkte, die aus entfernten Ländern kommen, steigen diese klarerweise noch höher. Auch die sozialen Kosten müssen berücksichtigt werden, da in Ländern des globalen Südens unter Umständen andere Produktionsbedingungen – Stichwort Kinderarbeit – herrschen können. Ein Beispiel:

Die Kosten des Kakaos

Kakao wächst in Europa nicht, muss also importiert werden, etwa aus der Elfenbeinküste. Dort kostet ein Kilogramm “ab Hof” umgerechnet 1,35 Euro, die externen Kosten betragen 5,75 Euro, macht insgesamt 7,10 Euro. Das wahre Preisgefälle ist hier mehr als viermal höher als der Ab-Hof-Preis für Kakaobohnen, was wiederum zeigt, dass der Hof, was den Marktpreis angeht, enorme versteckte Kosten hat, wie Foodunfolded weiter schreibt: “Soziale Kosten machen 84 Prozent der gesamten externen Kosten für den Kakaoanbau aus. Die Umweltkosten sind dagegen relativ gering, was hauptsächlich mit der spärlichen Pestizid- und Düngerbehandlung sowie dem extrem geringen bis nicht vorhandenen Wasser- und Energieverbrauch im Anbau zu tun hat.”

Auch die niederländische Initiative True Price setzt sich für die Abbildung der wahren Kosten ein. Dort heißt es: “Die Absicht hinter der Berechnung des wahren Preises liegt darin, Risiken zu steuern, Innovationen voranzutreiben und Umwelt- und soziale Kosten durch eine verbesserte Transparenz innerhalb der gesamten Lieferkette eines Produktes zu senken.”

Was tun?

Der einfachste Weg laut der deutschen Studie ist es, eine CO2-Bepreisung anzudenken, da – aus Sicht der ForscherInnen – Unternehmen ansonsten nicht auf nachhaltigere Produkte umstellen würden. Eine CO2-Steuer würde dabei helfen, die Kosten so zu verteilen, dass alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette ihren Teil bezahlen. Damit hätten die Unternehmen die Entscheidung, ob sie die externen Kosten – also die von ihnen selbst getragenen tatsächlichen Produktionskosten – an die KonsumentInnen weiterreichen oder eben versuchen, diese Kosten zu eliminieren. Umweltfreundlichere Produkte, so die Conclusio, würden demnach auf lange Sicht billiger werden.

Eine CO2-Steuer global umzusetzen gestaltet sich allerdings momentan wohl als sehr schwierig. Auch wenn es umstritten ist, dass Konsumentscheidungen einzelner tatsächlich einen großen Impact auf die Welt haben – laut Medienberichten verursachen nur rund 100 Unternehmen weltweit 70 Prozent des CO2-Ausstoßes – so kann man letztlich für sich selbst einige Schlüsse aus der Untersuchung ziehen. Etwa, dass Biofleisch “besser” ist als konventionell hergestelltes oder, und das ist keine große Überraschung, möglichst regional hergestelltes Obst und Gemüse besser für die Umwelt ist.

Fotocredit: Pixabay

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