Niemals zu spät?
Singer/Songwriter Christoph Calim schreibt und singt in seinem musikalischen Essay monatlich über ein aktuelles, brisantes Thema der Gesellschaft. Im Text findet eine gedankliche Beleuchtung seiner Beobachtungen statt. Im Song berührt Calim die Gefühlsebene und aktiviert das Herzensverständnis.
Ein musikalischer Essay von Christoph Calim
Hoffnung ist die stärkste Kraft der Veränderung. Wer die Hoffnung verliert, verliert auch die Kraft. Und wer die Kraft verliert, macht die Veränderung ohnmächtig. Trotz dem Weltgeschehen und der – die Medienlandschaft dominierenden – „Bad News“, die ausschließlich den Pessimismus und die Hoffnungslosigkeit in der Gesellschaft nähren, hab ich mir meinen Optimismus wie ein Feuer als ewig brennendes Licht der Hoffnung bewahrt. In letzter Zeit muss ich allerdings viel häufiger auf meine Hoffnungs-Kraftreserven zurückgreifen, um mir selbst einen Schupps zu geben oder – treffender formuliert – mich von der Dunkelheit ins Licht zu stoßen und die Negativität aus meinen Gedanken zu ziehen. Die „kollektive Illusion einer bösartigen Welt“ ist omnipräsent: eine historisch hohe Inflation, Umweltkatastrophen, Klimaziel-Verfehlungen, eine das Gesellschaftsleben blockierende Pandemie und nun auch noch die Drohkulisse eines 3. Weltkriegs.
Die kollektive Illusion einer bösartigen Welt
Warum schreibe ich „kollektive Illusion einer bösartigen Welt“? Weil es noch viel mehr gibt, als wir zurzeit wahrnehmen können. Von einem 360-Grad-Radius erspähen wir heute nur einen Ausschnitt. Wir befinden uns in einer Art gesellschaftlicher Trance die uns als Gemeinschaft in einem winzigen Blickwinkel festhält und uns suggeriert es gäbe außerhalb davon nichts mehr. Das ist jedoch eine Illusion. Die Welt ist für mich mit einem Theater vergleichbar, worin die Gesellschaft artig auf ihren nummerierten Sitzen Platz genommen hat und in Höchstspannung auf das Bühnenschauspiel starrt. Auf der Bühne marschieren die – ihre Rolle in diabolischer Höchstform spielenden – Marionetten auf und ab. Die Weltkugel erscheint düster und dem Untergang geweiht. Durch den nicht vom Bühnengeschehen abweichenden Blick bekommt diese „Illusion einer bösartigen Welt“ eine plötzlich das gesamte Dasein umhüllende Dimension, die mit dem Wort Matrix treffend beschrieben wird. Wir tauchen als Gesellschaft folglich derart stark in das Bühnenschauspiel ein, dass alles andere in unserer Wahrnehmung nicht mehr existiert – es ist wie eine kollektive Massenhypnose. In Wahrheit existiert allerdings noch viel mehr: es gibt unsere SitznachbarInnen, die anderen TheaterbesucherInnen, die allesamt eine individuelle Geschichte in das Theater mitbringen mit unterschiedlichen Prägungen. Dann gibt es das Gebäude des Theaters – den Bühnenraum, den Orchestergraben, die Gänge, das Foyer, die Umkleidekabinen und all die vielen Mechaniken sowie Requisiten hinter dem Vorhang der Theaterbühne. Dort liegen sie, all die Masken, die je nach Bedarf für die Bühne, für das Schauspiel der „bösartigen Welt“ aufgesetzt werden. Der Regisseur dieses Dramas ist keine Einzelperson, sondern das System zu dem wir uns gemeinschaftlich entwickelt haben.
Die Veränderung zur lebensfreundlichen Welt
Die Veränderung der aktuell lebensfeindlichen zu einer lebensfreundlichen Welt könnte rasch einen Turboschub bekommen, wenn wir unseren Blick weg von der Bühne nach innen richten und anschließend auf all die anderen Nischen des Weltentheaters. Dort würden wir viele Möglichkeiten vorfinden, um die Welt zu verbessern – allen voran die Entscheidungskraft. Die Erkenntnis über die eigene Kraft der Entscheidung alleine hätte bereits einen Perspektivenwechsel, einen Systemwandel zur Folge. Die stark präsente Lähmung der Gesellschaft würde sich schnell in kollektive Agilität verwandeln, die Kriegsdogmen-Marionetten auf der Bühne wären ebenso schnell mit FriedensbotschafterInnen ausgetauscht, die Masken des Hasses würden fallen und Gesichter der Liebe zum Vorschein bringen. It’s never too late. Für diese Erkenntnis ist es wohl niemals zu spät. Dann gäbe es plötzlich inmitten der Kampftiraden-Slogans von Biden, Putin und diverser EU-Parlaments-Horrorclowns, Raum für eine Vision des Friedens und der Gemeinschaft. Und selbst, wenn diese Missgestalten der wahren Menschlichkeit Soldaten in den Krieg schicken, werden sie sich trotzdem gegen das Kämpfen entscheiden und anstatt Bomben zu werfen, einander friedlich umarmen, am Lagerfeuer sitzen und gemeinsam Lieder singen. John Lennon hatte es schon verinnerlicht: „You may say I’m a dreamer, but I’m not the only one.“
Endlose Quelle der Hoffnung
Was bedeutet es ein Träumer zu sein? Für mich bedeutet es eine endlose Verbindung zur Quelle der Hoffnung zu haben. Und darin ist nicht mein Kopf der König, sondern mein Herz und dieses sagt in stiller Weisheit: „Vertraue, Christoph. Vertraue auf die Kraft des Miteinanders, auf die Kraft des Friedens.“ Und ich vertraue. Und dieses Vertrauen stärkt meine Hoffnung Tag für Tag. Dennoch ist mir bewusst, dass es allerhöchste Eisenbahn ist, Schritte für eine positive Zukunft zu setzen – nicht nur allein im stillen Kämmerlein, sondern lautstark als Kollektiv. Ansonsten ist es vielleicht doch zu spät … „I hope someday you’ll join us and the world will be as one“ Ganz genau, lieber John.
Missachtung der Verantwortung
Aber ist es jemals zu spät für Veränderung? Ist es jemals zu spät für Hoffnung? Ist es jemals zu spät für einen Perspektivenwechsel, für einen Wandel menschlichen Verhaltens? Viele ExpertInnen warnen mit schrillenden Worten, dass sich die letzten Zeitfenster für eine Eindämmung des Klimawandels schließen. Das lässt vermuten, dass es doch ein „Zu spät“ zu geben scheint. Ich denke, dass es ein „Zu spät“ für einen harmonischen, sanften Wandel gibt, nicht aber für einen Wandel. Der kommt bestimmt. Spätestens dann, wenn die Naturgewalten so massiv sind, dass die globalen Geschäfte der Menschheit automatisch zum Stillstand kommen. Selbst die Kriege. Doch das müsste nicht so sein: Ich empfinde es als höchste Missachtung der Verantwortung von Politikerinnen und Politikern, dass sie das Wohl der Wirtschaft über das Wohl der Menschen stellen und somit in vollmündiger Entscheidungskraft das Risiko eines harten sowie viele Opfer kostenden Klima-Crashes eingehen. Und wenn ich auf das Bühnenschauspiel blicke, darf ich zugeben, dass wir in Gefahr laufen diesen brutalen, harten Wandel herbeizuführen. Und alle politischen Akteure sämtlicher Couleurs nehmen diese Brutalität, diese Härte, diese Gefahr in Kauf – mit jedem Tag, an dem sie an veralterte, erwiesenermaßen längst überholte Konzepte festhalten. Stichwort „Atomkraft“, Stichwort „CO2-Emissionen“, Stichwort „Plastikmüll“, Stichwort „Abholzung der Regenwälder“, Stichwort „Bebauung von Grünflächen“, Stichwort „Börsen-Crash“, Stichwort „Nahrungsmittelknappheit“, Stichwort „Soziale Ungerechtigkeit“, … All diese Punkte dürfen wir uns als Kollektiv in unser Gewissen rufen, wenn wir unser Haupt noch ein paar Nächte länger auf das noch wohligwarme Kissen des Turbokapitalismus betten. Gestern galt: „It’s never too late.“ Heute gilt: „Maybe it’s never too late.“ Morgen jedoch …
Die letzten Schlecht-Menschen-Kapriolen
Es gibt schon eine Vielzahl an Menschen, die aus dem Welten-Theater ausgestiegen sind und diese künstlich erschaffene & künstlich erhaltene lebensfeindliche Realität nicht mehr ausleben wollen. Sie wollen nicht mehr die Zukunft unseres einzigen Zuhauses Erde aufs Spiel setzen, damit sich 10 Prozent der Menschheit weiterhin bereichern können; sie wollen nicht mehr von Naturkatastrophen in ihrer Existenz bedroht werden; sie wollen nicht mehr Teil eines Systems der Unterdrückung und Ausbeutung sein; sie wollen nicht mehr all die vielfältigen Lügen und Hinhalte-Parolen hören; sie wollen nicht mehr für einen Hungerlohn arbeiten gehen und sie wollen sich auch nicht mehr laufend mit Genussmittel betäuben, um die Welt noch irgendwie auszuhalten. Sie wollen vielmehr eine neue Gesellschaft erschaffen – eine neue, kraft- und hoffnungsvolle Menschheit des Friedens und der Achtsamkeit. Die dunklen Wolken, die die letzten Jahre aufzogen, erscheinen mir wie die letzten Schlecht-Menschen-Kapriolen, die sich noch einmal lebensbedrohlich aufbäumen, um dann anschließend sang- und klanglos zu verschwinden. Überstrahlt vom Sonnenlicht eines neuen menschlichen Bewusstseins werden alle Schatten verschwinden. Das flüstert mir zumindest die Hoffnung aufmunternd zu. 2022 wird mit Gewissheit zahlreiche große Herausforderungen bringen, aber ich bin im Vertrauen, dass wir als gemeinschaftliche Menschheit diese Herausforderungen selbstlos und einander helfend meistern werden. Ja, genau: Because I’m a dreamer and for us dreamers it’s never too late.
NEVER TOO LATE – Der Song zum Essay
It’s never too late to change yourself and the world… or is it? Singer/Songwriter Christoph CALiM released “Never Too Late” in 2021 – a hope-spreading and soulful song about changing the world. Waiting, delaying, holding the society back from solutions and ignoring facts are definitely no help for our world in need. The rapid climate change and the massive social imbalance on earth show us that we need a global paradigm shift in our human behaviour. The Covid pandemic is still dominating the world and the society cannot imagine at the moment how serious the global consequences in the next years will be. So when if not now? Because today we can say: it’s still not too late. But tomorrow? Christoph CALiM sums it up in his touching song “Never Too Late” in a simple and soulful way: “It’s time to heal the earth! It’s time to heal.” And he continues: “Because the world cannot wait!” And for all the change-resistant pessimists who chant “It’s already too late!”, there is the powerful punchline in the chorus that clearly underlines: NOT YET… “It’s never too late!”
ÜBER Christoph Calim
Singer/Songwriter Christoph CALiM symbolisiert mit seinen Songs eine „Heartwarming Music“. Als Sänger der Herzen ist er Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen, Sprachen, Zeiten und Welten. Christoph CALiM gelingt es vielfältige Musik-Genres wie Pop, Rock, Folk, Reggae, Latin, Jazz, Blues, Rap oder World Music auf der Bühne harmonisch zu vereinen. Er ist ein singender Poet mit offenen Augen und Armen, mit Inhalten am Puls der Zeit und vermittelt dem Publikum stets Herz und Hirn zugleich und in voller Intensität. Musik & Worte sind CALiMs Werkzeuge Gefühle zu aktivieren, zum (Nach-)Denken anzuregen und die Welt zum Positiven zu verändern … „I’m a man of the earth, not a man of a state. I live to love, I don’t live to hate“, betont Kosmopolit Christoph CALiM.
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Fotocredits: Guardians of the Earth
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