Gehen als Ausweg – meine erste Weitwanderung, der Jakobsweg Weinviertel - Teil 3 - packmas.jetzt
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Gehen als Ausweg – meine erste Weitwanderung, der Jakobsweg Weinviertel – Teil 3

Von Drasenhofen nach Krems an der Donau – 150 Kilometer und ca. 1.800 Höhenmeter, zu Fuß in 5 Tagen. Eine Wanderung mit Folgen – zumindest für mich, Peter Suwandschieff, Initiator von packmas.JETZT. Gehen als Ausweg – Teil 3:

Von Peter Suwandschieff

Gehen als Ausweg – 4. Etappe: Stockerau – Kirchberg am Wagram am 16. Oktober 2022, 27 Kilometer; 135 Höhenmeter – 6,5 Stunden Gehzeit.

Und genau diese – die mentale Kraft und Ausdauer – schien mich am vierten Tag völlig verlassen zu haben. Ich war matt und wachte mit starken Kopfschmerzen auf. Da wurden die körperlichen Beschwerden gleich noch viel schlimmer. Wieder war das Frühstück nicht nur Energiequelle für den Körper, sondern hat mir auch mental auf die Beine geholfen – im wahrsten Sinn des Worts. Ich beschloss, weiterzumachen! Aber etwas langsamer.

Schnell habe ich gemerkt, dass es absolut unerheblich ist und nichts macht, wenn es einmal nicht so schnell vorangeht. Das Wichtigste ist: einfach weitergehen! Solange die Richtung stimmt, ist alles gut! Im Vergleich zu den Tagen zuvor hat sich die Anzahl an Pausen auf dieser Etappe drastisch erhöht. Und das war gut und richtig so. Denn: Du musst es dir gut gehen lassen, dann schaffst du es auch. Dann schaffst du alles – zumindest fast alles. Oder besser gesagt, alle realistischen Ziele.

Gehen als Ausweg

Gehen als Ausweg – 5. Etappe: Kirchberg am Wagram – Krems an der Donau am 17. Oktober 2022, 30,5 Kilometer; 54 Höhenmeter – 6,5 Stunden Gehzeit

Es war fast vollbracht. Nur noch (unter Anführungszeichen) knapp 31 Kilometer trennten mich von meinem Ziel, dem Bahnhof von Krems an der Donau. Vor mir lagen nur noch befestigte Wanderwege und kaum Höhenmeter. Daher habe ich beschlossen, für diese Etappe die leichten Schuhe anzuziehen. Eine gute Entscheidung. Ich bin ohne große Schmerzen losgegangen und konnte wieder mein gewohntes Tempo gehen. Noch dazu war es ein sehr sonniger und wunderschöner Herbsttag, der mir das Gehen zusätzlich erleichterte.

Am Vortag noch glaubte ich, es geht nicht mehr. Doch irgendwie oder besser irgendwo kam ein kleiner Energieschub daher – womöglich über Nacht, der es mir ermöglichte, weiterzugehen. Das war ein sehr schönes Gefühl.

Ich marschierte drauf los und merkte gar nicht, dass ich ging. Ich war im Flow – und fühlte mich unbesiegbar! Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich schon Stunden ohne Pause unterwegs war. Mir kam der Gedanke: Wenn du im Flow bist, bleib nicht stehen, gehe weiter. Erst wenn du müde wirst und abschweifst, mach eine Pause. Auch wenn unterwegs das eine oder andere sehr verlockende Platzerl einlädt, bring den Flow nicht zum Stoppen, vertraue lieber darauf, dass der nächste Rastplatz bestimmt kommt; eben dann, wenn du ihn brauchst.

Gehen als Ausweg

Also ging ich weiter, habe mehr oder weniger automatisch einen Schritt vor den anderen gesetzt und dabei noch ein fettes Lächeln im Gesicht gehabt. Der 12-kg-Rucksack hat sich so angefühlt, als hätte ich ihn im Quartier vergessen, ich spürte das Gewicht überhaupt nicht. Alles war easy!

Und plötzlich war alles vorbei!

Ich kam am Bahnhof in Krems an und fühlte mich unbeschreiblich! Es war vollbracht. Ich habe es geschafft.

Doch auch wenn die Wanderung damit abgeschlossen war, gedanklich sollte sie mich noch länger beschäftigen. Tage danach wurden immer wieder Erinnerungen an diese intensive Erfahrung wach. Vor allem dachte ich aber, dass die Gedanken, die mir auf dem Jakobsweg Weinviertel beim Wandern kamen und meine Erkenntnisse daraus alle 1:1 auf das Leben insgesamt übertragbar sind. Das kann ich auch jetzt noch absolut unterstreichen. Es ist in vielerlei Hinsicht tatsächlich so.

Außerdem musste ich mich erst wieder akklimatisieren respektive mit meinem Alltag arrangieren. Doch dann stellte sich mir die Frage: Soll ich das überhaupt? Schließlich hat genau dieser Alltag mich dazu getrieben, auszubrechen – wenn auch nur für 5 Tage. Aber die waren nötig, um wieder zu mir selbst zu finden. Es ist schon seltsam, dass wir (die Spezies Mensch in unseren Breiten) sehr wohl hinterfragen, ob wir unsere Haus- und Nutztiere artgerecht halten. Das ist auch gut und richtig so! Aber bei uns selbst hinterfragen wir gar nichts! Wie sieht es mit uns aus? Leben wir Menschen noch artgerecht? Oder haben wir uns mittlerweile so weit von unseren Wurzeln und der Natur entfernt bzw. abgekoppelt, um einfach nur noch zu funktionieren?

Nun, ich für meinen Teil will nicht funktionieren! Ich will leben!

Und: Ich vermisse das Gehen!

Es war großartig!

Hier geht’s zum Bericht Teil 1:

Hier geht’s zum Bericht Teil 2:

Hier geht’s zur Webseite des Jakobswegs Weinviertel:

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Fotocredits: Peter Suwandschieff

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