Eigentum verpflichtet!
Die Purpose Gruppe hilft Unternehmen durch Verantwortungseigentum dauerhaft unabhängig und sinnorientiert ihren Weg fortzuschreiten. Das Ziel: Eine gesunde Wirtschaft, die dem Menschen dient. Mittels Purpose Eigentum.
Geldverdienen als einziges Unternehmensziel ist passé, eine Firma soll auch etwas Gutes in der Welt bewirken. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Unternehmer den Sinn ihrer Firma tatsächlich wichtiger finden als persönlichen Reichtum. Sie sehen ihre Eigentümerschaft als Amt, als Aufgabe. Und sie verstehen Unternehmen eher als eine Gemeinschaft von zusammenarbeitenden Menschen. Sie wollen vor allem ein gesundes Unternehmen, das auch über ihr Schaffen hinaus bestehen bleibt und floriert. Und nicht die Angst haben, dass sich ihre Nachfolger unangemessen bereichern, zum eigenen Nutzen übermäßig Kapital herausziehen oder die Firma überhastet verkaufen.
No problems with purpose
Angstzustände bekommen sie erst recht im Falle einer Machtübernahme durch „Fremdeigentümer” – mit dramatischen Folgen für Mitarbeiter, Unternehmenskultur, Umwelt und unsere Marktwirtschaft. Oft sitzen die handelnden Personen Tausende Kilometer entfernt und haben keine Vorstellung von den Auswirkungen, die ihre Handlungen verursachen. Selbst wenn die Geschäftsführer vor Ort an der Legalitäts-Grenze vorbeischrammen – oder diese sogar übertreten – um Vorgaben aus der Konzernzentrale einzuhalten, kennen sie keine Verantwortung. Zurecht schrecken viele Unternehmer, vor allem im Mittelstand, die keine Nachfolger in der eigenen Familie finden, vor der Möglichkeit an Investoren zu verkaufen zurück.
„Doch muss gleich das Steuerrad, die Kontrolle über das Unternehmen, als Spekulationsgut gehandelt und meistbietend verkauft werden? Wie ginge es Unternehmen, wenn diese nicht verkauft, sondern stets an fähige und werteverwandte Menschen weitergegeben würden? Wenn Eigentum als Aufgabe und Amt verstanden und rechtlich so ausgestaltet würde und nicht als Geldanlage? Wenn Unternehmen rechtlich keine „Sachen“ mehr wären, sondern Eigentümerschaft am Unternehmen immer verknüpft wäre mit der Aufgabe wirklicher Unternehmerschaft?“, fragt die Purpose Gruppe, die seit 2015 für einen vielversprechenden Lösungsansatz steht: Wenn das Unternehmen nicht verkauft werden soll und eine familieninterne Nachfolge nicht möglich ist, heißt die beste Option Verantwortungseigentum – eine andere Art „Familien“-Unternehmen. Nur wird der Begriff „Familie“ nicht genetisch zusammengewürfelt, sondern als eine generationenübergreifende Verantwortungsgemeinschaft, sozusagen „Brüder und Schwestern im Geiste“, verstanden.
Unternehmensziel Purpose Eigentum – eine Idee für die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts
Verantwortungseigentum ist eine Alternative zu herkömmlichen Eigentümerstrukturen und aus volkswirtschaftlicher Perspektive gibt es viele Gründe, die für diese Option sprechen. Es ermöglicht, die Unabhängigkeit und Werteorientierung eines Unternehmens rechtlich bindend in der DNA – dem Eigentum – zu verankern. Zwei Prinzipien stehen dabei im Vordergrund: die Selbstbestimmung – das Steuerrad des Unternehmens, die Stimmrechte, liegt bei aktiv am Unternehmen beteiligten Personen (wie man das beispielsweise aus Anwaltskanzleien kennt). Und die Vermögensbindung – die Gewinne sind kein reiner Selbstzweck, sondern die Saat für die Zukunft, um den eigentlichen Sinn des Unternehmens voranzutreiben. Das ergibt eine Art Wertefamilie, in der die Kontrolle über das Unternehmen nicht mehr käuflich ist. Eine Person hat nur Mitspracherecht, solange sie aktiv beteiligt ist. Die Position als Partner kann weder vererbt noch verkauft werden.
Das größte Hindernis bei der Umsetzung des Verantwortungseigentums als Nachfolge-Option ist, dass bei der Unternehmensübergabe immer wieder Eigenkapitalbedarf besteht – vor allem um Investoren, die vor so einem Konstrukt zurückschrecken, ihre Anteile abzukaufen. Auch der Gründer kann für seine Arbeit eine „Gründerkompensation“ erhalten, hat er doch Geld und Fleiß in sein Unternehmen gesteckt und erwartet sich daraus eine Rente.
Pionierarbeit
Purpose ist in diesem Bereich ein Pionier und begegnet international (mit Partnern in Europa, den USA und Lateinamerika) einer steigenden Nachfrage nach alternativen Unternehmensformen und Finanzierungen. Ihre Überzeugung: „Neue Eigentumsformen sind zentral für eine grundlegende Transformation der Wirtschaft in Richtung Verantwortung und Sinnhaftigkeit. Dafür stärken wir das Ökosystem und vereinfachen den Zugang zu Verantwortungseigentum. Neben der direkten Unterstützung von Unternehmen durch Beratung und Investments liegt unser Schwerpunkt auf Forschung und Wissensvermittlung durch Open Source Materialien.“
Um sinnorientierten Unternehmen weltweit dabei zu helfen, ihre Mission in den Mittelpunkt zu stellen und dauerhaft unabhängig zu bleiben, hinterfragt Purpose herkömmliche Strukturen und entwickelt dringend benötigte alternative Eigentums- und Finanzierungsmodelle. Daher machen sie Verantwortungseigentum und alternatives Kapital einfach zugänglich und bringen interessierte UnternehmerInnen, PolitikerInnen und InvestorInnen zusammen. „So sind wir Pionier einer globalen Bewegung, die Eigentum neu denkt – für eine grundlegende Veränderung der Wirtschaft. Wir helfen das Potential von Unternehmerschaft neu zu definieren – durch Open Source Materialien, Wissen, Netzwerke und Kapital.“ Das Ziel: Eine Wirtschaft, die den Menschen und der Gesellschaft dient. Unternehmen, die MitarbeiterInnen, KundInnen und sinnvolle Produkte in den Mittelpunkt stellen.
Daher ist es wichtig Verantwortungseigentum breit zugänglich machen. „Neben der direkten Unterstützung von Unternehmen durch Beratung und Investments ist ein weiterer Schwerpunkt die Non-Profit Arbeit, mit der wir Forschung, Wissensvermittlung und Netzwerkbildung rund um Verantwortungseigentum bündeln.“ Daher setzt sich die Purpose Gruppe aus unterschiedlichen rechtlichen Entitäten zusammen: Der Purpose Stiftung (Schweiz), der Purpose Ventures e.G., der Purpose GmbH, der Purpose Stiftung GmbH und Purpose Evergreen Capital GmbH & Co. KGaA.
Passende Struktur
Dieses Modell einer Art „treuhänderischen Eigentums“ ist aber keineswegs neu. Seit mehr als 100 Jahren wird es von verschiedensten Unternehmen erfolgreich praktiziert. Die Treuhänder halten die Kontrolle und werden für ihre Leistung vergütet. Sie können aber Unternehmensvermögen nicht ohne Gegenleistung in Privatvermögen übergehen lassen. Stiftungslösungen als Nachfolgeregelung, wie sie z.B. Zeiss, Mahle, Bosch, Ottoversand oder auch Playmobil gewählt haben, sind jedoch für viele kleinere mittelständische Unternehmen zu kompliziert, zu teuer, nicht unternehmerisch und nicht dynamisch genug. Mittelständische Unternehmen, die diesen dritten Weg gehen möchten, stehen daher meist vor einem Dilemma. Was sie eigentlich suchen, ist eine Rechtsform des Familienunternehmens 2.0, in dem das Eigentum treuhänderisch, ohne Zahlung eines Kaufpreises, an fähige Nachfolger*innen weitergegeben werden kann.
Einige Unternehmen setzen das Modell Verantwortungseigentum schon heute um und beweisen wie erfolgsversprechend so eine Lösung sein kann. Dänemark ist hier erneut Vorreiter mit über 1000 Firmen in Verantwortungseigentum. „Als wir eine passende Struktur für Ghost.org suchten, existierte Purpose nicht! Ohne jegliche Unterstützung oder Erfahrung…war der Weg…länger und schmerzhafter… Immer wieder fragten andere Gründer, wie sie in unsere Fußstapfen treten könnten, und ich musste Ihnen antworten: ‘Es ist viel zu teuer und zeitaufwendig für ein junges Unternehmen… Du solltest dich nur auf dein Produkt konzentrieren.’ Es ist von entscheidender Bedeutung für die Welt, dass es Organisationen wie Purpose gibt – als Vorbild…und…Unterstützung“, so John O’Nolan, Gründer Ghost.org.
Fotocredit: Purpose Gruppe