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Energieverbraucher Deutschland

Kein Land in Europa verbraucht so viel Energie wie Deutschland. Die Hälft des Stroms benötigt dabei die Industrie. Von einer Energiewende und einer Abkehr von fossilen Energieträgern ist Deutschland meilenweit entfernt – 80 Prozent der Energiegewinnung erfolgt durch Rohstoffe, deren Verwertung der Umwelt schaden und den Klimawandel beschleunigen.

Christoph Reicho

Deutschland zählt aktuell zu jenen Ländern, die am meisten Energie verbrauchen und diese Energie zu 80 Prozent aus fossilen Energieträgern gewinnen – also Kohle, Gas oder Öl. Der Endenergieverbrauch Deutschlands beträgt rund 2500 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Laut Handelsblatt ist dieser Wert seit Jahren nahezu unverändert. Dadurch verursacht laut einer MDR Dokumentation jede Person in Deutschland im Durchschnitt acht Tonnen CO₂-Ausstoß pro Jahr.

2021: Anstieg des Energieverbrauchs in Deutschland

Der Energieverbrauch ist im Jahr 2021 laut der AG Energiebilanzen sogar um 2,6 Prozent leicht gestiegen, liegt in Summe aber noch unter dem Prozentsatz der Zeit vor der Corona-Pandemie. Deutschland verbrauchte 2021 konkret Energie in der Höhe von 12.193 Petajoule (PJ) oder 416,1 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (Mio. t SKE). Gründe für den Anstieg liegen laut AG Energiebilanzen an der wirtschaftlichen Erholung sowie der kühleren Witterung, die einen maßgeblichen Einfluss von 2 der 2,6 Prozent des Anstiegs hatte. Für eine Dämpfung des Energieverbrauchs generell sorgten wiederum die stark steigenden Preise für Erdgas und Rohöl sowie für CO₂-Emissionszertifikate.

Fossile Energieträger legen in Deutschland weiterhin kräftig zu

Ein Großteil der deutschen Energiegewinnung erfolgt durch fossile Energieträger. Der Erdgasverbrauch schnellte 2021 um 3,9 Prozent auf 3.258 PJ (111,2 Mio. t SKE) in die Höhe. Laut der AG Energiebilanzen liegt die Hauptursache dafür in der deutlich kühleren und größtenteils eher windarmen Witterung sowie im Preisanstieg ab Jahresmitte. Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch Deutschlands liegt aktuell bei 26,7 Prozent. Auch für die Stein- und Braunkohle gab es mit 17,9 sowie 18 Prozent jeweils einen deutlichen Zugewinn. Der Anteil von Steinkohle am gesamten Primärenergieverbrauch beträgt nun 8,6 Prozent, der Anteil von Braunkohle 9,3 Prozent. Der Mineralölverbrauch sank 2021 etwas, liegt in Summe aber noch immer bei beachtlichen 31,8 Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs Deutschlands. Vor allem leichtes Heizöl musste einen Rückgang um 27 Prozent einstecken. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg im Gegensatz dazu um 22 Prozent stark an. In der chemischen Industrie erhöhte sich der Bedarf von Rohbenzin ebenfalls und zwar um 12,4 Prozent.

Kernkraft erlebt neuen Frühling

Obwohl Deutschland den Ausstieg aus der Atomenergie vorantreiben möchte, gab es 2021 einen Aufwind der Kernkraft, was zu einem Gesamtanteil von 6,2 Prozent, einem Plus von 0,3 Prozent, am gesamten Energieverbrauch in Deutschland führte. Grund dafür sind laut der AG Energiebilanzen die höhere Stromnachfrage und gleichzeitige geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie den Energie- und CO₂-Preisen.

Leichter Rückgang der erneuerbaren Energien

Einen leichten Rückgang gab es im Gegensatz dazu bei den erneuerbaren Energien, also jenen Energieerzeugern, die im Sinne der Umwelt positiv zu beurteilen sind und durch die indirekte Reduzierung der CO₂-Emissionen den Klimawandel sogar bremsen können. Der Gesamtanteil am Primärenergieverbrauch schrumpfte hier von 16,5 auf 16,1 Prozent. Die Gründe dafür liegen im starken Rückgang bei den Windenergieanlagen von 11 Prozent am Land sowie 9 Prozent auf See. Ein Plus gab es für die Biomasse mit 4 Prozent, für die Wasserkraft um 5 Prozent und bei der Stromerzeugung aus PV-Anlagen um ebenfalls knapp 5 Prozent.

Anstieg energiebedingter CO₂-Emissionen um 25 Millionen Tonnen

Die Einschätzung der AG Energiebilanzen für das Jahr 2021 ergibt einen Anstieg der energiebedingten CO₂-Emissionen in Deutschland von 4 Prozent – das sind circa 25 Millionen Tonnen. Die Ursache liegt hierbei im Rückgang der Windstromerzeugung (Erneuerbare Energie), im gleichzeitigen Anstieg des Energieverbrauchs und im vorwiegenden Ausgleich der erhöhten Nachfrage durch Stein- und Braunkohlekraftwerke (Fossile Energieträger).

Leichter Hoffnungsschimmer für die deutsche Energiewende

Neben diesen aus umweltpolitscher Sicht sehr betrüblichen Entwicklungen, gibt es aber auch in Deutschland kleine Lichtblicke in der Energiewende. Eine Delegation aus Kolumbien unter der Leitung von Energieminister Diego Mesa besuchte Ende 2021 ENERTRAG und das Verbundkraftwerk. Das Treffen diente der Recherche und des gegenseitigen Know-how-Austauschs in der Energiewende und für nachhaltige Energiesysteme. Kolumbiens Pläne sehen vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren und 2050 CO₂-neutral zu sein. ENERTRAG wiederum hat sich auf erneuerbare Energiesysteme spezialisiert und unterstützt so die Energiewende in Deutschland und im Ausland. Als Treffpunkt wählte man das Verbundkraftwerk Uckermark, in dem über 600 Megawatt erneuerbare Erzeugungskapazität und die Erzeugung von grünem Wasserstoff in einem eigenen Mittelspannungsnetz betrieben werden. Weltweit gibt es mehr als 700 MW an Power-to-X-Projekten, die mit der Expertise von ENERTRAG entwickelt wurden. Zu den Tätigkeitsfeldern zählen Wasserstoff-Großprojekte und die Überwachung von über 1.000 Windenergieanlagen sowie weitere Systemkomponenten, wie Batteriespeicher und das Hybridkraftwerk. Innerhalb von Deutschland reicht das Engagement von ENERTRAG beispielsweise bis hin zur Umwandlung des ehemaligen deutschen Kohlereviers Lausitz für die Erzeugung von erneuerbaren Energien und Wasserstoff.

Wasserstoff – das häufigste Element des Universums

Wasserstoff ist jenes chemische Element, das im Universum am häufigsten vorkommt. Wasserstoff wird häufig auch als „Kohle der Zukunft“ bezeichnet – mit dem großen Unterschied, dass es kein umweltschädliches CO2 erzeugt und klimaneutral ist. Der Großteil des Wasserstoffes auf der Erde ist im Wasser gebunden. Wasserstoff (H2) wird so beispielsweise aus Wasser (H20) durch eine Elektrolyse gewonnen, bei der das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff (O2) getrennt wird. In der Elektrolyse wird das Wasser mit Hilfe von Strom aufgespalten: Am Plus-Pol (Anode) entsteht hierbei Sauerstoff. Am Minus-Pol (Kathode) entsteht Wasserstoff. Dies wird bereits vereinzelt in Hybridkraftwerken mit Hilfe einer Elektrolyseur-Maschine produziert. Strom entsteht daraufhin wieder in einer Brennstoffzelle im Zusammenführen beider Stoffe sowie auch das Wasser selbst, das dadurch im Kreislauf bleibt und nicht verschwendet wird. Durch die elektrochemische Reaktion während der Zusammenführung der Stoffe, entsteht Energie. Es gilt hier das umgekehrte Prinzip im Vergleich zur Elektrolyse.

Fotocredit: Packmas.JETZT

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