Musik für den Klima- und Umweltschutz
Music-for-Nature ist eine spannende Klima- und Umweltschutz-Initiative aus Deutschland, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch Musik-Streams und Song-Downloads Spenden für den weltweiten Umweltschutz und Klimawandel-Stopp zu lukrieren. Nach zwei Jahren wird Music-for-Nature nun allerdings aufgrund zu großer Widerstände & fehlendem Support in der Musik- und Medienindustrie eingestellt. Wir sprachen mit Music-for-Nature-Gründer Bernd Awaloff über das einzigartige Konzept und die Gründe für das vorläufige Ende.
Christoph Reicho
Packmas.JETZT: Beschreibe bitte für unsere LeserInnen Euer Vorzeigeprojekt Music-for-Nature?
Bernd Awaloff: Die Grundidee von www.music-for-nature.net ist eigentlich sehr einfach. MusikerInnen oder Bands spenden für einen definierten Zeitraum die Erlöse aus dem Digitalvertrieb (Streaming und Download Verkäufe) eines oder mehrerer, ihrer Songs für Umweltprojekte bzw. die entsprechenden Organisationen. Die „gespendeten“ Lieder werden bei allen großen Streaming-Diensten in Playlisten zusammengefasst und durch Music-for-Nature und die beteiligten Umweltorganisationen promotet. Jeder Play zählt!
Das bedeutet, dass Music-for-Nature allen MusikhörerInnen die Möglichkeit bietet, durch das aktive Hören von Songs Umweltprojekte zu unterstützen. Das Konzept sieht vor, einfach die Music-for-Nature-Playlisten durchzuhören und alle Songs, die den MusikhörerInnen gefallen, in die eigenen Playlisten oder individuelle Mediabibliothek zu übernehmen. So werden bei jeder und jedem, die/der Musik hört, automatisch Umweltprojekte auf der ganzen Welt unterstützt. Vermutlich gibt es keine angenehmere Art, als gemütlich beim Musikhören den Klimawandel zu stoppen.
PMJ: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen und worin lagen Eure Motivationen Music-for-Nature umzusetzen?
BA: Die Idee ist in meinem Urlaub in Costa Rica entstanden. Da ich im Streaming Bereich bei „Backgroundmusik für Geschäftskunden“ aktiv bin, lag die Grundidee von Music-for-Nature eigentlich nahe. Ich denke die Motivation liegt auf der Hand: Wer die Umweltzerstörung und den Klimawandel nicht ernst nimmt, leidet unter Realitätsverlust.
PMJ: Wie groß ist Euer Team und wie verlief die Zusammenarbeit mit den MusikerInnen?
BA: Insgesamt arbeiteten rund zehn Personen ehrenamtlich am Projekt. Die Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen war immer sehr positiv.
PMJ: ABER – nach zwei Jahren intensivem Bemühen und positiver Umsetzungsenergie, müsst Ihr nun Music-for-Nature beenden?
BA: Ja, leider fehlte jede ernsthafte Unterstützung durch die Musikindustrie – Labels, Digitalvertriebe, Managements. KünstlerInnen wurde teilweise sogar die Unterstützung verboten.
PMJ: Das klingt – angesichts der Dringlichkeit – fast schon absurd und irrational. Wie ist es dazu gekommen?
BA: Offensichtlich handelt es sich hier um eine Branche von Heuschrecken.
PMJ: Wenn wir die Musikindustrie betrachten: Gab es hier länderspezifische Unterschiede in der Kooperationsbereitschaft?
BA: Wir waren im DACH-Bereich (Deutschland, Österreich, Schweiz) und in der USA aktiv. Das destruktive Verhalten war aber in allen Ländern gleich.
PMJ: Inwiefern gab es seitens der Medien Schwierigkeiten?
BA: Die Medien wollten eigentlich nur die Geschichten mit den großen Stars. Das Konzept an sich war offensichtlich nicht quotenrelevant.
PMJ: Welche Gründe können Umweltpartner haben einem solchen Projekt wie Music-for-Nature nicht mit offenen Ohren & Herzen & großer Freude zu begegnen? Schließlich unterstützt Ihr sie mit der Initiative stark in Ihrem Vorhaben die Umwelt zu schützen…
BA: Umweltorganisation waren im Grunde sehr aufgeschlossen, hatten aber aus unterschiedlichsten Gründe Vorbehalte das Projekt zu promoten.
PMJ: Zum Beispiel?
BA: Die Umweltorganisationen hatten nichts gegen Spenden, waren aber nicht bereit im Gegenzug unser Konzept entsprechend in ihren Netzwerken zu kommunizieren. Deutlicher gesagt: Sie wollten die Spenden, waren aber nicht bereit aktiv die Reichweite unseres Projektes zu unterstützen, obwohl dies zur Erhöhung der eigenen Spendeneinnahmen geführt hätte. Eigentlich recht paradox. Man wollte das eigene Spendenaufkommen nicht nachhaltig verbessern. Als Gründe wurden häufig administrative und Kapazitätsgründe genannt, selbst bei Organisationen die über eine eigene Fundraising-Abteilung verfügen. Klingt komisch, ist aber so – frei nach der Maus.
PMJ: Wie geht es nun weiter? Gibt es in der Zukunft noch einen 2. Versuch Music-for-Nature umzusetzen oder ist diese nachhaltige, lichtvolle Idee nun für immer vorbei?
BA: Wir würden sofort wieder starten, wenn wir einen oder mehrere große Partner (Major Labels oder Medienkonzerne) gewinnen würden, die das Projekt dauerhaft und mit der notwendigen Power unterstützen. Eventuell ein Partner wie der Geo Verlag bei “Geo – Rettet den Regenwald e.V.”, wo Büroräume, Infrastruktur, Gelder und mediale Reichweite gestellt werden.
PMJ: Wir wünschen Euch alles Gute & hoffen, dass Music-for-Nature eine Fortsetzung findet. Vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Nähere Informationen auf Music-for-Nature
Fotocredit: Music-for-Nature
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