NÖ: 1 Million Tonnen CO2 pro Jahr einsparen
MUTTER ERDE, VINCA-Institut und GLOBAL 2000 präsentieren eine neue Studie und diese zeigt alleine im Untersuchungsgebiet Niederösterreich das Einsparungspotenzial von einer Million Tonnen CO2 pro Jahr – und zwar durch Feuchtwiesen und -weiden.
Redaktion
Eine neue Studie der Initiative MUTTER ERDE zur „Wiederherstellung veränderter Ökosysteme zum Klima- und Artenschutz in Österreich“ überrascht mit der großen Bedeutung von Feuchtwiesen und -weiden in der Klima- und Biodiversitätskrise. Neben Mooren und Wäldern sind diese nämlich laut den Studienergebnissen viel höher einzuschätzen, als bisher vermutet.
Untersuchungsgebiet: östliches Niederösterreich
Eine der zentralen Studien-Fragen lautete: „Wie lässt sich bei einer Revitalisierung von Lebensräumen der größte gleichzeitige Effekt für Biodiversitäts- UND Klimaschutz erzielen?“ Hierzu fokussierte sich die Studie auf den östlichen Bereich von Niederösterreich, der vom Ackerbau geprägt ist. Dabei wurden elf Probekreise nach dem Zufallsprinzip unter die Studienlupe genommen. Die Analysen in diesem untersuchten Gebiet ergaben, dass sich der Anteil von Wiesen und Weiden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von 13,5 auf 1,3 % der Landbedeckung reduziert hat. Einer der wesentlichen Faktoren für den Umbruch der Wiesen und Weiden war hierbei die Trockenlegung der Böden, was zur Freisetzung des Kohlenstoffs in die Atmosphäre geführt hat.
1 Million Tonnen CO2 Einsparungspotenzial pro Jahr
Die zwischen 1857 bis 1979 für ackerbauliche Zwecke entwässerte Landflächen bieten allerdings ein immens großes Potenzial: Die Studie zeigt auf, dass – würde das österreichische Bundesland die Nutzung der untersuchten Äcker umstellen – pro Jahr zwischen 200.000 und 1.000.000 Tonnen CO2-Emissionen reduziert werden könnten. Damit sich die Böden von einer Kohlenstoffquelle zu einer Kohlenstoffsenke verändern, müssten die Verantwortlichen die ursprüngliche Wasserversorgung wiederherstellen und die Nutzung des Landes so umkoordinieren, dass diese den Humus aufbaut. Dieses Konzept auf 44 Prozent oder rund 32.750 Hektar Land angewendet, würde eine jährliche CO2-Reduzierung von rund einer Million Tonnen realisieren.
Die Wiederherstellung von CO2-speichernden Ökosystemen
„Die Wiederherstellung von Kohlenstoff speichernden Ökosystemen ist ein Schlüssel zur Bewältigung der Klimakrise. Auf nur 1% der landwirtschaftlichen Fläche Österreichs ist eine Kompensation von 10% der gesamten Treibhausgasemissionen der österreichischen Landwirtschaft möglich. Dieses immense Potenzial nicht im Sinne des Arten- und Klimaschutzes zu nutzen wäre fahrlässig. Viele der Flächen können oder sollen sogar weiterhin genutzt werden. Eine extensive Bewirtschaftung trägt im Fall der Wiesen und Weiden zum Erhalt der Artenvielfalt bei.“ betont Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000 im Rahmen der Studienergebnis-Präsentation.
Kein Widerspruch: Biodiversität & Klimaschutz
„Die Ergebnisse zeigen, dass Biodiversitäts- und Klimaschutz kein Widerspruch sind!“ unterstreicht Norbert Sauberer von VINCA – Institut für Naturschutzforschung und Ökologie, die diese Studie durchgeführt hat, „Es zeigt sich, dass die Revitalisierung von derzeit intensiv genutzten Böden ein enorm großes, gleichzeitiges Potenzial für Biodiversitäts- UND Klimaschutz hat. Dabei sind weitere positive Nebenwirkungen wie passiver Hochwasserschutz oder Verhinderung der Austrocknung der Landschaft noch gar nicht berücksichtigt. Eine der untersuchten Feuchtwiesen befindet sich im Besitz des ORF. Es ist eines der artenreichsten Niedermoor- und Feuchtwiesengebiete Niederösterreichs. Im so genannten Herrngras auf dem Gelände des Senders Moosbrunn leben zahlreiche selten gewordene Tier- und Pflanzenarten wie das Moor-Wiesenvögelchen, die Sumpf-Gladiole oder der Große Brachvogel“, ergänzt Sauberer.
MUTTER ERDE als Studien-Auftraggeberin
Auftraggeberin der Österreich-Studie ist die Umweltinitiative MUTTER ERDE, die 2014 vom ORF und wichtigen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Österreichs ins Leben gerufen wurde. „Viel zu lange wurden Moore und Feuchtwiesen trockengelegt. Längst ist erkannt, dass sie wichtige Kohlenstoffspeicher und Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten sind und so dazu beitragen, die zwei größten Umweltkrisen unserer Zeit zu lösen. Mit dieser Studie wollen wir auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser bisher wenig bekannten Klimaschützer schaffen“, meldet sich MUTTER ERDE-Geschäftsführerin Anita Malli zu Wort.
MUTTER ERDE wird vom Verein „Umweltinitiative Wir für die Welt“ getragen – dazu gehören der ORF, der Alpenverein, BirdLife, GLOBAL 2000, Greenpeace, die Naturfreunde, der Naturschutzbund, der VCÖ und der WWF. Gemeinsames Ziel ist es, Nachhaltigkeit zum Thema zu machen, zu informieren und Spenden für Umweltschutzprojekte zu sammeln.
Download-Link zu den Studienergebnissen – Teil A
Download-Link zu den Studienergebnissen – Teil B
Fotocredit: Packmas.JETZT
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