„Wiener Deklaration“ zur Förderung des Radverkehrs beschlossen
„Wiener Deklaration“ und erster länderübergreifender Masterplan zur Förderung des Radverkehrs beschlossen.
Redaktion
Unter dem Motto „Eine bessere Zukunft bauen – Die Weichen stellen für eine neue, saubere, sichere, gesunde und integrative Mobilität“ lud Österreich, vertreten durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) von 17. bis 18. Mai 2021 zur 5. Minister*innenkonferenz des UNECE/WHO Pan-Europäischen Programms für Verkehr, Gesundheit und Umwelt (THE PEP). Mit über 850 registrierten Teilnehmern handelt es sich um die bis dato größte THE PEP Minister*innenkonferenz seit Bestehen des Programms.
Wiener Deklaration und erster Pan-Europäischer Masterplan Radfahren beschlossen
Zentrales Element und Ziel der diesjährigen Konferenz war die Verabschiedung der „Wiener Deklaration“. Die „Wiener Deklaration“ enthält insbesondere auch den ersten Pan-Europäischen Masterplan zur Förderung des Radverkehrs. Dieser auf Initiative Österreichs und Frankreichs erstellte Masterplan setzt über Ländergrenzen hinweg wegweisende Impulse im Bereich der Aktiven Mobilität. So soll bis 2030 der Radverkehr in der pan-europäischen Region verdoppelt werden. Weiter setzen sich die Mitgliedsstaaten das Ziel, nationale Radverkehrsstrategien zu erstellen, den Ausbau der Infrastruktur für Aktive Mobilität voranzutreiben und das Radfahren auch in anderen Politikbereichen wie der Gesundheitspolitik und der Raumplanung stärker zu verankern.
Als weitere Bestandteile der Wiener Deklaration sind Empfehlungen für umweltfreundlichen und gesunden nachhaltigen Verkehr, politische Empfehlungen für Eco-Driving, Schlussfolgerungen und Empfehlungen des Handbuchs für nachhaltigen Verkehr und Stadtplanung, sowie Fakten und Zahlen zum Stand des gesunden und umweltfreundlichen Verkehrs enthalten.
„Verkehr und Mobilität sind zentrale Hebel auf unserem Weg zu einer lebenswerten Klimazukunft. Mit der Verkehrswende schaffen wir unsere Klimaziele. Aktive Mobilität wirkt sich nicht nur positiv auf das Klima aus, auch die gesundheitlichen Aspekte und viele neue Green Jobs, die dabei entstehen, liegen auf der Hand. Deshalb unterstützen wir mit großer Freude die Wiener Deklaration und den Beschluss zum ersten Pan-Europäischen Masterplan zur Förderung des Radverkehrs“, so Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. „Ich bin stolz, dass Österreich hier eine Vorreiterrolle einnimmt. Ganz in diesem Sinne gehen wir voran und werden in Österreich ein Pan-Europäisches THE PEP Kompetenzzentrum für Aktive Mobilität einrichten“, zeichnet die Bundesministerin den weiteren Weg.
„Die Pandemie hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtige die Aktive Mobilität ist. Mit einer grundlegenden Transformation unserer Verkehrs- und Mobilitätssysteme ist es möglich, gesundheitsfördernde Maßnahmen bereits in die infrastrukturelle Planung für mehr Aktive Mobilität einzubeziehen. Schließlich kann durch Radfahren und Zu-Fuß-Gehen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt und das allgemeine Wohlbefinden gefördert werden“, zeigt sich Dr. Wolfgang Mückstein, Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, erfreut über die Ergebnisse der Konferenz. „Durch die gemeinsamen Anstrengungen haben wir jetzt die einmalige Chance, nicht nur einen maßgeblichen und nachhaltigen Beitrag im Bereich der Gesundheitsförderung durch Aktive Mobilität zu leisten, sondern diese auch mit Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität zu verbinden. So schaffen wir eine Win-Win-Situation auf mehreren Ebenen.“
Jährlich 260 Mrd. Euro volkswirtschaftlicher Nutzen bei Umsetzung
Die Wiener Deklaration fordert eine klare pan-europäische Strategie und stellt damit die Weichen für die Transformation hin zu klimaneutraler, gesundheitsfördernder, effizienter und sicherer Mobilität. Eine Verdoppelung des Radverkehrs in der THE PEP-Region würde Berechnungen zufolge bis zur Zielerreichung 2030 etwa 8 Mio. Tonnen weniger CO2 bedeuten und die Luftverschmutzung und die Kosten des Verkehrslärms reduzieren. Ebenso würden dadurch europaweit auch jährlich 30.000 frühzeitige Todesfälle aufgrund von Bewegungsmangel verhindert werden. Durch die Reduktion der Krankenstandstage und Bewegung als Gesundheitsvorsorge werden jährliche Einsparungen von 85 Mrd. Euro erwartet und auch die volkswirtschaftlichen Kosten von Autounfällen würde sich jährlich um 7,9 Mrd. Euro reduzieren.
Auch auf Beschäftigungsseite sind die Positiveffekte deutlich auszumachen. Die Radverkehrswirtschaft sichert in Pan-Europa 750.000 Arbeitsplätze. Bei einer Verdopplung des Radverkehrs in der EU werden 400.000 neue Arbeitsplätze speziell im Infrastrukturbereich geschaffen und 3,5 Mrd. Umsatzzuwachs in der Radverkehrswirtschaft erwartet. Insgesamt beträgt bei Zielerreichung 2030 der volkswirtschaftliche Nutzen des Radverkehrs in Europa 260 Mrd. Euro pro Jahr.
Österreich wird pan-Europäisches Kompetenzzentrums für Aktive Mobilität einrichten
Österreich blickt bereits auf eine erfolgreiche Historie in der Entwicklung des nationalen Fahrradverkehrs zurück und investiert schon jetzt in umweltfreundliche und gesunde Mobilität: Das BMK unterstützt mit dem klimaaktiv mobil Förderprogramm Österreichs Unternehmen und Kommunen beim Ausbau des Radverkehrs, bei klimafreundlichem Mobilitätsmanagement und E-Mobilität. Bereits 168 Mio. Euro an Förderungen konnten vergeben werden und damit ein umweltrelevantes Investitionsvolumen von 1,2 Mrd. Euro ausgelöst werden. Dadurch können mehr als 10.700 Beschäftigungsverhältnisse in Form von „green jobs“ in Österreich geschaffen bzw. gesichert werden – ein erfolgreiches Beispiel wie Klimaschutz und Wirtschaft Hand in Hand gehen können. Aufbauend auf diesem Know-how und in konsequenter Fortführung der Forderungen der Wiener Deklaration, wird Österreich die Federführung beim Aufbau eines internationalen „THE PEP Kompetenzzentrum für Aktive Mobilität“ zur Unterstützung des Kapazitätsaufbaus, des Austauschs bewährter Praktiken und von Umsetzungsinitiativen in den THE PEP Mitgliedstaaten übernehmen.
Foto: Pixabay
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